Die Rückkehr ins Büro nach monatelangem Homeoffice bringt für viele Menschen grosse Veränderung mit sich. Manche freuen sich, für andere wird der neue Arbeitsalltag eine Herausforderung sein. In diesem Artikel erfahren Sie, wie wichtig gerade jetzt Psychologische Sicherheit in der Arbeitswelt ist und wie Sie als Führungsperson oder Unternehmen diese bieten können.
Nach einigen Monaten im Homeoffice kehren wir nun wieder ins Büro zurück. Diese ungewöhnliche Zeit ist nicht spurlos an uns vorbei gegangen. Viele haben sie genutzt um innezuhalten und den Job und Arbeitsalltag zu hinterfragen. Erfüllt mich meine Arbeit? Wie viel Sinn gibt sie mir? Wie wohl fühle ich mich am Arbeitsplatz? Kann ich mein Potenzial in diesem Job ausleben? In Amerika hatte das so viele Kündigungen zur Folge, dass man von der «Great Resignation» spricht.
Das sollte auch ein Zeichen für Unternehmen in Europa sein. Wir können nicht einfach so weitermachen wie bisher. Die Welt hat sich gewandelt und mit ihr auch die Bedürfnisse der Menschen. Wer auch in Zukunft ein attraktiver Arbeitgeber sein und als Unternehmen Erfolg haben möchte, muss sich stärker um seine Mitarbeitenden kümmern und ihre Ansprüche ernst nehmen.
Doch was genau brauchen Menschen, um sich bei der Arbeit entfalten zu können, ihr Potenzial einzusetzen und so zum Unternehmenserfolg beizutragen?
Google hat hierzu bereits 2012 eine grossangelegte Studie lanciert. Mit dem Project Aristotle wollte die Firma herausfinden, was genau effektive Teams ausmacht. Das Resultat der Studie besagt, dass es weniger darauf ankommt, WER im Team ist, sondern vielmehr darauf, WIE das Team zusammenarbeitet.
Psychologische Sicherheit ist gemäss dieser Studie der wichtigste Faktor für effektive Teams. Gefolgt von Zuverlässigkeit, Struktur und Klarheit sowie Sinnhaftigkeit und Wirkung.
Dieses Resultat überrascht nicht. Denn es nützt nichts, wenn wir heterogene Teams zusammenstellen und nach «Diversity & Inclusion» schreien, wenn diese Vielfalt dann aufgrund fehlender psychologischer Sicherheit wieder versickert.
WAS IST PSYCHOLOGISCHE SICHERHEIT UND WIESO IST SIE SO WICHTIG?
1999 führt die Harvard-Professorin Amy Edmondson das Konzept der psychologischen Sicherheit von Teams ein. Eine gemeinsame Überzeugung aller Teammitglieder:innen, dass die Sicherheit im Team gegeben ist, um zwischenmenschliche Risiken einzugehen. Es gilt das Credo: Alle müssen sich gehört fühlen.
Psychologische Sicherheit beschreibt also ein Klima, das geprägt ist von Vertrauen und einer offenen und ehrlichen Kommunikation. Diese fördert die zwischenmenschlichen Beziehungen und mindert dadurch Konflikte im Team. Gleichzeitig schafft psychologische Sicherheit auch die Basis dafür, dass sich Mitarbeitende trauen sich verletzlich zu zeigen; mutige, unkonventionelle Ideen zu äussern und den Status Quo zu hinterfragen.
Nicht zuletzt werden Fehler meist nur dann eingestanden, wenn daraus keine persönliche negative Konsequenz befürchtet wird. All diese Faktoren fördern das gemeinsame Lernen und Wachsen im Team und damit die Innovation im Unternehmen.
PSYCHOLOGISCHE SICHERHEIT ALS BASIS FÜR D&I
In psychologisch sicheren Teams fühlen sich alle im Team akzeptiert und respektiert. Das ist die Bedingung dafür, dass Diversität und Inklusion gelebt werden und ihre volle Wirkung entfalten können. Denn umgekehrt, wenn die psychologische Sicherheit fehlt, werden sich die Mitarbeitenden in der Minderheit der Mehrheit anpassen. Ihr Potenzial wird damit nicht ausgeschöpft.
Die wenigsten von uns sind sich bewusst, dass sogenannte Unconscious Biases (unbewusste Vorurteile) unsere Entscheidungen mehr beeinflussen, als uns lieb ist.
Gudrun Sander
Psychologische Sicherheit ist auch eine Voraussetzung, dass Menschen sich mit unbewussten Vorurteilen auseinandersetzen können. Es braucht Mut und Willen sich der eigenen Vorurteile bewusst zu werden und diese offen zu legen. Unconscious Biases in unserer Gesellschaft aufzudecken, bewusst zu machen, um sie schliesslich abzubauen ist ein Prozess, der auf vielen unterschiedlichen Ebenen geschehen muss. Die Tatsache, dass dieses Thema gerade sehr breit diskutiert wird, zeigt, dass die (Arbeits-)Welt im Wandel ist und wir uns als Menschheit weiterentwickeln.
Psychologische Sicherheit ist auch im Top Management wichtiger denn je. Es nützt nämlich nichts, Frauen in Führungsrollen zu befördern, wenn das Klima weiterhin stark männlich und autoritär geprägt ist. Viele Leaderinnen können ihr volles Potenzial nicht ausleben. Sie scheitern beim Spagat zwischen sich dem vorhandenen Klima anzupassen und gleichzeitig neue, wertvolle Impulse für Veränderung zu geben.
WIE KÖNNEN WIR PSYCHOLOGISCHE SICHERHEIT SCHAFFEN?
Psychologische Sicherheit zu bieten ist eine Führungsaufgabe. Leader:innen müssen mit gutem Beispiel vorausgehen und ein vertrauensvolles, sicheres Milieu erschaffen.
Es muss im Team möglich sein, offen die eigene Meinung äussern zu können und (kritische) Fragen zu stellen. Dies ganz ohne Risiko dafür negativ beurteilt zu werden. Weiter ist es wichtig, dass alle Mitarbeitenden im Team gehört werden und eine gleichmässige Verteilung der «Redezeit» gefördert wird. Dafür braucht es von allen Beteiligten Einfühlungsvermögen und Wertschätzung. Vielseitigkeit und Andersartigkeit im Team sollten als Stärke wahrgenommen werden. Damit wird der Blick weg von den Defiziten hin zu den Möglichkeiten des Teams gelenkt.
Man muss immer bei sich selbst anfangen. Was kann ich tun? Wie kann ich mein eigenes Verhalten anpassen? Wie kann ich mit gutem Beispiel vorangehen, um den Arbeitsplatz zu verbessern und sei es nur in kleinen Dingen?
Amy Edmondson
Amy Edmondson liefert in ihrem TedX Talk drei einfache Dinge, die wir tun können, um psychologische Sicherheit zu fördern:
- Betrachten Sie die Arbeit als ein Lernproblem, nicht als ein Ausführungsproblem.
- Erkennen Sie Ihre eigene Fehlbarkeit an.
- Seien Sie neugierig und stellen Sie viele Fragen.
Das klingt doch alles gar nicht so schwierig, oder? Und trotzdem, eine von McKinsey Global durchgeführte Umfrage im 2020 ergab, dass nur gerade eine Handvoll Führungskräfte häufig die positiven Verhaltensweisen zeigen, die es braucht, um psychologische Sicherheit schaffen zu können.
Eine neue Studie von McKinsey zeigt daher auf, wie Unternehmen Psychologische Sicherheit fördern können. Sie bestätigt, dass dies eine Führungsaufgabe auf allen Ebenen ist. Führungspersönlichkeiten müssen durch ihr eigenes Verhalten ein positives Arbeitsklima, mit entsprechendem Mindset und wertschätzendem Umgang miteinander vorleben und von ihren Mitarbeitenden verlangen. Das Fazit der Studie: Es lohnt sich in Leadership Entwicklungsprogramme für alle Führungsebenen zu investieren, da so die benötigten Fähigkeiten entwickelt und gefördert werden können.
Dieser Meinung sind auch wir von CC Studio. Deshalb haben wir ein Leadership Programm entwickelt, dass Führungskräfte dabei unterstützt, diese positiven Verhaltensweisen, die es für ein angenehmes Arbeitsklima braucht, zu entfalten.
Wenn wir alle unseren Teil dazu beitragen, damit in Zukunft ein menschliches, angenehmes Arbeitsklima entsteht, werden wir nicht nur unseren Job besser machen, sondern auch mehr Spass bei der Arbeit haben. Und das kann ja nicht falsch sein!
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